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Ein Loch ist im Eimer

5. April 2020

Wenn man das Kinderlied »Ein Loch ist ein Eimer« als Kettenlied trällert, dann hat das Debakel des Lochs im Eimer niemals ein Ende. Ganz gleich, ob es die besungenen Liese und Heinrich, Karl-Otto und Henry oder (in der englischen Version) Liza und Henry sind, die um eine Lösung ringen. Fürs Stopfen des Lochs braucht man Stroh, für das Schneiden des Strohs ein Wiesenbeil, für das Schärfen des stumpfen Beils einen Schleifstein, fürs Befeuchten des Schleifsteins benötigt man Wasser, fürs Holen des Wassers einen Eimer und der hat ein Loch, für dessen Reparatur es Stroh braucht usw.. Es hört nie auf. Welch ein Jammer! Dabei ist die Lösung so einfach: Besser man hat immer einen zweiten Eimer parat – für den Fall, dass mal einer defekt ist. Und je mehr Eimer man hat, desto geringer ist die Ausfallwahrscheinlichkeit in Projekten mit … genau, Eimern. Leider bleibt es ein Geheimnis, was Liese, Heinrich, Karl-Otto, Henry oder Liza eigentlich vorhatten. Vielleicht war nur jemand sehr durstig. Keine Ahnung.

Zur Sicherheit schleiche ich aber mal eben in die Abstellkammer und zähle die dortigen Eimer. Drei an der Zahl. In der Gartenlaube sind’s noch einmal zwei und im Keller noch etliche mehr. Ich bin zigfach abgesichert für den seltenen Fall eines Eimerdefekts. Perfekt! »Redundanz« ist hier das Stichwort, liebe Leute. Technisch gesprochen: das zusätzliche Vorhandensein funktional gleicher Ressourcen, die bei Störungsfreiheit nicht benötigt werden, sondern erst zum Einsatz kommen, wenn etwas nicht funktioniert, wie es soll. Dass Redundanz vom lateinischen »redundare« kommt, was »sich reichlich ergießen« bedeutet, lässt erahnen, dass unser Lied mit dem fehlerhaften Wassereimer höchstwahrscheinlich die ersten Gedanken in Richtung Redundanz auf den Weg gebracht haben. Wie kann ich also etwaigen Fehlern vorbeugen? Antwort: Potentiell fehlerhafte Teile oder solche, die besonders elementar für eine Funktion sind, mehrfach bereitstellen. Ich fasse mir an den Kopf.

Was ist, wenn das Hirn verrückt spielt? Wessen Kopf kann ich dann benutzen?

Und was hätte derjenige zu tun, dessen Kopf ich mir borgen würde? Sie oder er müsste sich wiederum auch einen Kopf leihen … ein neues Kettenlied schwebt in der Luft: »Dein Kopf ist jetzt meiner, oh Heinrich.« Heiliger Tom Dooley! Und überhaupt, wenn alle Köpfe einmal die Runde gemacht haben, muss ich wieder mit meinen löchrigen Hirnwindungen zurechtkommen. Hier hätte ich es also mit einem Fehler zu tun, der sich durch Redundanz nicht beheben ließe. Ergo: Was ich benötige, ist ein Fail-Safe-System. Ich muss sicherstellen, dass meine lockeren Hirnschrauben keine Schäden (oder möglichst geringe) verursachen können. Ein Schadenabfang- oder minimierungssystem für den Fall der Fälle. Beispiel Eisenbahn: Gibt’s einen Fehler im Streckensystem, erscheint auf dem entsprechenden Streckenabschnitt automatisch ein Haltesignal. Verstehe. Laufe ich mal nicht ganz rund, muss sich die Haustüre also automatisch verriegeln. Was ihr vermutlich nicht wisst: Man kann Sherlock Holmes in besonders kniffligen Angelegenheiten per Briefpost um Rat fragen. Adresse: 221b Baker Street London, NW1 6XE United Kingdom. Da hat mal jemand einen Brief geschrieben mit folgendem Sachverhalt: Immer, wenn er des Morgens aufstehe, würden sich Dinge in seiner Wohnung an anderen Plätzen befinden als noch am Abend zuvor. Mal das Wasserglas, mal ein Stuhl, mal wäre ebenfalls ein Tisch verrückt worden. Sherlock Holmes plausible Antwort: »Please, duplicate all the things in your flat. That may confuse the Poltergeist.« Ah, well done! Ein völlig neuer Ansatz in Sachen Redundanz. Doppelte Dinge, um fiese Fehlerverursacher zu verscheuchen. Während ich diesen Text hier schreibe, surren Festplatten und schieben Daten von A nach B und nach C. Doppelt redundante Datensicherung, immer um 18:30 Uhr. Heute im Home-Office am Wochenende. Zeit jedenfalls, aus dem Büro zu gehen – vorausgesetzt, die Türe hat sich nicht automatisch verriegelt. Ich drehe noch einmal kurz auf dem Absatz um. Ob eine dritte Datensicherungsebene nicht vielleicht besser wäre? Ach was, wenn alle Daten dieser Welt verloren gehen, hat man gottlob noch seinen Kopf. Hallelujah! Genau in diesem seligen Moment öffne ich die Türe und ein prall
gefüllter Wassereimer saust auf meinen Kopf. Wie ein begossener Pudel stehe ich da, als es aus dem Radio tönt: »There’s a hole in the bucket« – gesungen von Harry Belafonte. Na warte, Poltergeist! Ich werde mich selbst duplizieren, dabei ein ansehnliches Zellteilungsfeuerwerk aufs Parkett legen oder mir wenigstens eine multiple Persönlichkeit zulegen! Musiktipps: »21st Century Schizoid Man« von King Crimson oder »There Will Never Be Another You« in jedweder Fassung.

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