Auch in das Postr #17 – „Luxus“ – sind einige Dinge hineingerutscht, die mithilfe von KI entstanden sind. KI ist natürlich ein Kampfbegriff und ein total überfrachtetes Buzzword, darum ein bisschen karer: Wir reden von Large Language Models wie ChatGPT und Bildgeneratoren wie Midjourney. Und davon findet sich im Postr, eigentlich seit diese Tools einem Massenmarkt zur Verfügung stehen, immer wieder etwas. Und manchmal gar nicht so wenig.
Das Postr entsteht in sehr lockerer Zusammenarbeit und ist ein freies Format, in dem jeder und jede der Beteiligten, ziemlich kritikfrei seinen oder ihren Ideen folgen kann. So passiert es, dass wir einen wirklichen Überblick erst gegen Ende des Prozesses haben, kurz vor der Produktion. Und auch in dieser Ausgabe taucht KI an allen Ecken auf, als Bildquelle, als Texthilfe, als Ideengeber. So wie es gerade überall passiert. Und das ist ziemlich unangenehm.
„Es fühlt sich komisch an.“
Als Agentur betrachten wir es als unsere Aufgabe uns mit neuen Technologien, Moden und Trends zu befassen – und bestenfalls auch ein bisschen früher und ein bisschen tiefer als andere. Also ist es kein Wunder, dass dieses unvermeidbare Thema uns sehr in Beschlag nimmt. Aber es fühlt sich komisch an. Wir als Kreativarbeiter:innen und unsere Freunde und Bekannte, die auch Musiker:innen, Illustratoren:innen, Texter:innen sind, merken wie das Thema unsere Branche umstürzt und Lebensentwürfe angreift. Auch hier scheinen wir früh mit dabei zu sein.
Um so drängender wächst bei uns das Gefühl, dass wir verstehen wollen, was da passiert. Wo die klar definierbaren Vorteile von menschlicher Arbeit sind – dass es sie gibt ist unstrittig, aber wie man sie definiert oft unklar. Wo KI sympathisches Helferlein ist und wo sie zu schlechten Ergebnissen führt. Wir sind mitten in diesem Entdeckungsprozess und von Monat zu Monat sehen wir das weitere Eindringen von KI in unsere Arbeit.
Dass das Postr #17 auch wieder von KI beeinflusst ist, kann einfach die Spitze einer Welle sein und wenn der Hype vorbei ist, kommen wieder die menschlichen Bilder und Texte (wie dieser hier). Das finden wir gerade heraus. Als wir vor über einem halben Jahr mit dieser Ausgabe anfingen, war die Faszination noch größer und das Mistrauen kleiner. Das hat sich, zumindest bei einigen von uns, ziemlich geändert. Wir sind also Teil des Hypes und ihn auch schon ein bisschen leid.
Eine Rechtfertigung?
Warum müssen wir unseren Umgang mit KI gerade jetzt erklären? Weil es zurecht eine gefühlte Verpflichtung gibt, sich für die Arbeit mit KI zu rechtfertigen, vielleicht sogar zu entschuldigen. Den schnellen, einfachen Weg zu gehen, bedarf immer des Weitblicks, ob man sich vielleicht verläuft – und das können wir gerade gar nicht leisten. Von Weitblick kann absolut nicht die Rede sein. Wir spüren uns durch eine neue große Veränderung waten und sehen rechts und links Kolleg:innen straucheln. Gleichzeitig können wir uns nicht gegen den Strom stellen, wenn wir voran kommen wollen. Und wenn wir schon zu derart holprigen Metaphern greifen müssen, dann ist klar, dass wir erst am Anfang von Erkenntnis sind.
Ein System für Transparenz
Nun haben wir KI ja irgendwie fast überall. Zumindest in irgendeiner Art und Weise. Eine Recherche im Web benutzt oft ChatGPT oder fast unbemerkt auch im Betriebssystem eingebaute Hilfssysteme. Photoshop nutzt KI, entweder auf dem ausführenden Rechner oder in der Cloud, für einfache Funktionen wie Bildretuschen. Ein kurzes Gespräch mit ChatGPT bildet die Grundlage für eine Werbekampagne. Eine Übersetzung kommt von DeepL.
Dass das so ist, ist wohl nicht mehr zu ändern. Aber vielleicht könnte man transparenter damit sein und die Mitwirkung von KI auszeichnen. Dafür könnte man ein Drei-Ebenen-System verwenden und das mit passenden Symbolen darstellen.
Ein Stern: KI war nur marginal beteiligt. Zwei Sterne: KI hat in das Ergebnis eingegriffen oder das Ergebnis manipuliert. Drei Sterne: Die Arbeit basiert auf KI und benutzt die Ergebnisse von KI in wenig veränderter Form.
Für diese Arbeit wurde KI als Hilfsmittel genutzt. Entweder als Hilfe bei der Recherche oder als Inspiration bei der Ideenfindung oder als Skizze.
Es handelt sich um die niedrigstmögliche Beteiligung von KI im Kreativprozess.
Vielleicht ging eine Diskussion mit ChatGPT der Ideenfindung voraus oder war die Grundlage der Inspiration für einen Text oder Slogan. Vielleicht hat Midjourney ein paar Vorschläge für ein Logo gemacht, damit die Designer:in ausschließen kann, was die naheliegenste Idee ist.
In diese Arbeit wurde von KI eingegriffen oder Teile der Arbeit basieren auf KI. Die bearbeitende Person sieht die Kreation primär auf ihrer Seite und hat KI nur ergänzend in die Arbeit eingebracht. Allerdings dann weitgehend unverändert.
Vielleicht wurde ein Foto von einer KI in ein anderes Bildformat gebracht oder erweitert oder retuschiert. Vielleicht sind Absätze eines längeren Textes von einer KI redigiert worden. Vielleicht wurden Vorschläge für einen Slogan von der bearbeitenden Person gefiltert und korrigiert aber schlussendlich wurde ein Text der KI nahezu unverändert verwendet.
Diese Arbeit entstand in enger Kooperation mit einer KI, nutzt Bilder oder Texte, die beinahe unverändert aus einer KI kommen oder ist tatsächlich ausschließlich durch Prompt-Engineering entstanden.
Vielleicht wurden Bilder von Midjourney alternativ zu Fotos aus Stock-Archiven verwendet und nicht weiter verarbeitet. Vielleicht hat ChatGPT einen längeren Text aus einigen Stichwörtern verfasst. Vielleicht wird eine Vielzahl von Variationen einer Idee für Social-Media-Post direkt von einer KI ausgegeben.
Und das ganze Set an Icons könnt ihr hier runterladen.
Als Wasserzeichen ist das Label mit „AI inside“ vielleicht zu kleinteilig. Darum könnte man auch eine reduzierte Form verwenden, die sehr platzsparend eingesetzt werden kann, wenn sich die Bedeutung einmal etabliert hat.